Wann immer es möglich ist, lege ich die Strecke zur Kita „klimaneutral“ zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Genug Zeit also, die Gedanken schweifen zu lassen – und den Blick, und zwar über die Gemeindeflächen und in die (Vor-)gärten, die entlang des Weges zu sehen sind.
Viel Luft nach oben
Stein ist Trumpf, mag der ein oder andere Betreiber wohl denken, denn einiges geht in diese Richtung: Gärten des Grauens
Anderes ist eher nach folgendem Stereotypen-Garten gestaltet: Ein großflächiger, kurz geschorener Rasen und die ewig gleichen Gehölze wie Kirschlorbeer oder Thuja; dann Mahonie, Mispel oder Rhododendron, die sorgfältig gestutzt den Rahmen bilden, vielleicht noch hier und da eine Solitärpflanze, um die der Mähroboter oder der Gärtner regelmäßig seine Kreise dreht.
Wie wäre es da z.B. mit dem hierzulande in rauen Mengen als „insektenfreundlich“ oder „Schmetterlingsmagnet“ an Mann und Frau gebrachten invasiven Sommerflieder, dessen Verkauf in der Schweiz mittlerweile aus gutem Grund verboten wurde? Oder ein schicker Bambus?
Öffentliche Grünflächen sind da auch nicht besser. Zumindest kann ich das für unsere Gemeinde sagen, die die Grünflächen der Stadt weder vielfältig noch nachhaltig unterhält.
Schön, wenn da einheimische Gehölze, aber auch blühende Stauden und Kräuter den grau-grünen Einheitsbrei auflockern💚.
Leider wird mit Prädikaten wie „bienenfreundlich“ oder „insektenfreundlich“ beim Verkauf von Pflanzen nur so um sich geworfen. Verkauft sich halt gut 💰🤑. Meistens fehlt bei den vollmundigen Werbeversprechen aber „das Fleisch am Knochen“, denn es geht mitnichten nur darum, dass es schön bunt blüht und Honigbienchen darauf landen… das ist zu kurz gesprungen.
Wer mag es dem Ottonormalverbraucher also verdenken, dass dieser, in Gutem Glauben, er tue etwas Wunderbares für die Insektenwelt in seinem Garten, regelmäßig daneben greift und nur dem Geldbeutel der Vermarkter etwas Gutes tut?
Der ökologische Wert für unsere heimische Flora und Fauna 🌳🐛🐞
Das ist es doch im Kern, was zählt. So habe ich mir für jegliche Neuanschaffung im Garten vorgenommen, das stets im Blick zu halten 🧐.
Und zum Glück wird es immer leichter, sich nicht von den bunten Bildchen in den Werbeprospekten oder dem wunderschön drappierten Angebot der Gärtnereien und Baumärkte verleiten zu lassen, die uns die immer wieder gleichen Klassiker wie Geranien und Petunien oder andere hübsche Exoten (Neophyten) verkaufen möchten, die in immer neuen ausgefallenen Varianten das anspruchsvolle Auge erfreuen.
Ja. Manche sind wirklich ausgesprochen hübsch. Doch es gibt tolle heimische Pflanzen-Alternativen, die nicht nur unserer Ästhetik schmeicheln. Pflanzen mit echtem Mehrwert für die Natur vor unserer Haustüre. Global betrachtet hat jede Pflanze ihren Platz auf der Erde. Aber muss man sie deshalb im eigenen Garten haben?
Wie findet man diese „Perlen“ für den insektenfreundlichen Garten?
Es gibt gute Internetseiten und Apps, um die WIRKLICH ökologisch wertvollen Pflanzen zum einen vorweg standortgerecht auszuwählen und zum anderen, um sich über Pflanzen direkt vor Ort beim Händler näher zu informieren und um wenig Wertvolles gar nicht erst zu kaufen. Ein Beispiel hierfür ist Natura DB. Natürlich kann man sich auch vor Ort beraten lassen. Aber das ist nicht immer hilfreich. Schließlich wollen die Händler am liebsten ihr Sortiment inklusive Sommerflieder & Co. verkaufen.
Mehr als Nektar und Pollen
Dass es beim ökologischen Wert für Insekten nicht nur um Nektar und Pollen geht, habe ich auch noch nicht so lange begriffen. Tatsächlich ist die Blattmasse als Nahrungsquelle für unsere kleinen Gartenbewohner auch ein entscheidendes Kriterium. Und da geht nichts über heimische Pflanzen.
Mit digitaler Unterstützung bin ich mittlerweile in der Lage, meine Kaufentscheidung für oder gegen eine Pflanze bewusst zu treffen. Ich lasse mich nicht mehr von dem Werbeversprechen auf einem schicken Etikett oder ausschließlich von der Optik und den gewünschten Eigenschaften der gesuchten Pflanze (ver-)leiten.
Geeignete heimische Pflanzen, die wahren „Superhelden“ für unsere Flora, sind nur ein paar Klicks entfernt – oder noch besser, sie stehen tatsächlich mal beim Pflanzenhändler unseres Vertrauens auf dem Nachbartisch. Gerne mehr davon! Auch lokale Tauschbörsen oder ein netter Nachbar können eine Bezugsquelle sein.
Deutsche Gründlichkeit und Hingabe
Ja, das wünsche ich mir. Ruhig weniger davon beim Beseitigen der letzten Laubblättchen von der Grauwacke-Schotterfläche oder beim Stutzen der Rasenfläche und der Wand aus Thuja.
Dafür mehr davon bei der Auswahl der Pflanzen, die wir uns in unsere Gärten und überhaupt auf jegliche Grünflächen holen. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Treffen wir als Konsumenten doch bewusster unsere Wahl – auch bei den Pflanzen.
Was nützt ein wunderbar vielfältiger, bunter, liebevoll gestalteter Garten oder auch Balkon, wenn er kaum Nahrung für die heimische Tierwelt bietet?
Bitte mehr als reines Schmuckwerk für unsere Augen!
Unsere Balkone und Gärten können mit manchmal nur kleinen Veränderungen Zuflucht und Zuhause für so viel mehr Leben bieten. Ist das Leben nicht die wahre Freude im Garten?
Der erste Zitronenfalter im Frühling! Oder die vielen Marienkäfer, die sich die Blattläuse schmecken lassen. Oder oder oder…
In diesem Sinne gibt es auch im eigenen Garten noch viel zu tun, z.B. die Punkte 29. und 30. auf meiner 👉 To Want-Liste Q4!
Welche heimischen Pflanzen wachsen bei Dir? Kannst Du weitere Informations- oder auch Bezugsquellen für heimische Pflanzen empfehlen?